17.03.2019

Berlinale 2019 Spezial

Mit der diesjährigen Berlinale verabschiedet sich der altgediente Festival-Leiter Dieter Kosslick und übergibt den Stab an Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. Waren es nicht die Gesichter der Stars auf dem roten Teppich, so war es dieser Wechsel an der Spitze, der in vielen Meldungen über den Filmwettbewerb dominierte. Barbara von der Lühe bietet in ihrer Nachlese dagegen einen ganz besonderen Blick auf Filme und Filmschaffende, bei dem sie der Darstellung der Shoah (und der Erinnerung daran) ebenso ihre Aufmerksamkeit widmet wie der Frage, mit welchen Themen sich die gezeigten israelischen Filme beschäftigen. Nur so viel sei verraten: Konflikte und Probleme der modernen israelischen Gesellschaft spielen eine zentrale Rolle. (Beitrag lesen)

02.02.2019

Wider ein „planvolles Vergessen“

Der Präsident des Hessischen Landtags, Boris Rhein, sprach zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2019 in der Frankfurter Paulskirche. Ein Pflichttermin, sicher. Für manchen Deutschen sicherlich auch Teil des staatlich verordneten, ritualisierten Gedenkens, das dringend geändert werden muss. Doch Boris Rhein machte von Anfang an deutlich, wo er in der Diskussion um eine „Wende der Erinnerungskultur“ steht: „... eine Schande ist allein diese Geschichte, nicht die Erinnerung an sie.“ Seine Rede, die immer wieder von Beifall unterbrochen wurde, lässt sich hier nachlesen.

02.02.2019

Das Gedächtnis der Lebenden

Der Holocaust-Gedenktag 2019 ist gleichzeitig der 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Musikalisch umrahmt mit der Anne-Frank-Symfonie von Leon Gurvitch, gespielt von Ramon Jaffe (Violoncello) und Monika Gutman (Klavier), fand eine Gedenkveranstaltung in der ehrwürdigen Frankfurter Paulskirche statt. Die bewegende Gedenkrede hielt der Präsident der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Prof. Dr. Salomon Korn. Rede hier nachlesen.

15. November 2018

„Ein Problem der Demokratie“

Zum 80. Mal jährt sich in diesem Jahr die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Harry Schnabel, Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und des Präsidiums des Zentralrats der Juden in Deutschland, blickte in seiner gleichermaßen einfühlsamen wie einprägsamen Rede in der Paulskirche nicht nur zurück auf das Leid und die Schmach der damaligen Ereignisse. Alte und neue Erscheinungen von Antisemitismus, die Juden und Israel heute treffen, beleuchtete er ebenso wie das schwindende Ansehen von Europäischer Union und demokratischer Grundordnung.

Wie beides zusammenhängt und was sich dagegen tun lässt, kann man in seiner Rede hier nachlesen.

22.07.2018

Unbeugsamkeit und Eros

Regisseur, Philosoph, Journalist, Frauenliebhaber, Kämpfer. Schlagworte für Claude Lanzmann lassen sich viele finden. Bekannt war er vor allem für seine neunstündige Filmdokumentation "Shoah", für die er viele Preise erhielt. Andere Werke riefen dagegen ein eher geteiltes Echo hervor, und "Tsahal", sein Film über die israelische Armee, polarisiert gar bis heute. Mit 93 Jahren ist Lanzmann nun in Paris gestorben. Susanne Urban zeichnet Stationen seines Lebens nach. (Beitrag lesen)

22.07.2018

Küntzels Kaleidoskop

Unparteiische Berichte und Kommentare in unseren Medien über den Nahen Osten sowie den Konflikt zwischen Hamas und Israel sind selten zu finden. Seit Jahren verfolgen wir mit großem Interesse die Beiträge, Vorträge und Kommentare von Matthias Küntzel. Wir finden sie den jeweiligen Ereignissen angemessen und ausgewogen, gleichzeitig aber kritisch und analytisch. Mit seinen Beiträgen zum wachsenden Rechtspopulismus beweist er den gleichen scharfen Blick. Deshalb möchten wir den Besuchern unserer Homepage die bemerkenswerten Texte von Matthias Küntzel nicht vorenthalten und versammeln hier eine Reihe von Arbeiten zu den Themen Antisemitismus, Populismus, Rechtsradikalismus, Nahostkonflikt.

Antisemitismus, Populismus, Radikalismus

Als Rolf Peter Sieferle es posthum auf die Bestsellerliste des „Spiegel“ schaffte, war die Aufregung groß - und die Unsicherheit der Medienschaffenden ebenso, wie die Reaktion des "Spiegel“-Redaktion zeigte. Denn „Finis Germania“ ist ein antisemitisches Traktat, und das hat in der renommierten Bestsellerliste eindeutig nichts zu suchen. Also raus damit! Und dann? (Beitrag lesen)

Ein betrunkener Berliner greift den Inhaber eines jüdischen Restaurants an. Der Handy-Mitschnitt wurde vielfach verbreitet und rief heftige Empörung hervor. Die dokumentierten Szenen sind widerwärtig, gleichzeitig aber auch sehr aufschlussreich, denn im Rausch kommen antisemitischen Denkstrukturen zum Vorschein, die ein Judenhasser im nüchternen Zustand zu unterdrücken sucht. Matthias Küntzel hat deshalb die Pöbeleien transkribiert und kommentiert. (Beitrag lesen)

Seit der letzten Bundestagswahl sitzt eine weitere Partei im deutschen Parlament, die AfD. „Die 12 Prozent der AfD sind beklemmender als 30 Prozent der Stimmen für Marine Le Pen in Frankreich“, erklärte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. „Wenn ich wieder Sätze wie ,Deutschland den Deutschen‘ aus meinem Nachbarland höre, dann tut das weh.“ Schon damals vermutete Matthias Küntzel, dass die Aufregung über den Einzug der AfD ins Parlament ein Strohfeuer bleiben würde und verfasste seine Anmerkungen zu dieser Entwicklung. (Beitrag lesen)

Muslimischer Antisemitismus, Nahostkonflikt

David Ranans Buch „Muslimischer Antisemitismus“ machte im deutschen Blätterwald Furore. Für Matthias Küntzel ist es einer der „abwegigsten Texte, den ich bisher zum Thema Antisemitismus las“. (Beitrag lesen)

Brennende Israelfahnen, Attacken auf Kippa-Träger, Demonstrationen von Hisbollah und Hamas, die Israel mit Berufung auf den Islam um jeden Preis vernichten wollen. Und doch wird, vielleicht aus Angst, man könne als Fremdenfeind gelten, über den islamischen Antisemitismus wenig diskutiert. Was aber macht ihn aus? Wie ist er entstanden? Und vor allem: Was sind seine Folgen? (Beitrag lesen)

Mit dem Pamphlet „Judentum und Islam“ verbreiteten die Nazis ihren Antisemitismus unter Muslimen. Es wurde erstmals im September 1937 anlässlich des von Amin el-Husseini organisierten arabischen Kongresses in Bludan (Syrien) verteilt und ist bis heute prägend für den Nahostkonflikt. Grund genug, das Machwerk genauer zu beleuchten. (Beitrag lesen)

Am Nachmittag des 17. Juli 1937 sollte Amin el-Husseini, der Mufti von Jerusalem, von britischen Stellen verhaftet und auf die Seychellen deportiert werden; in Haifa stand der Schlachtkreuzer, der ihn dorthin bringen sollte, bereit. Wäre dieses Vorhaben geglückt, hatte der Nahost-Konflikt einen anderen Verlauf genommen, sähe die Welt heute anders aus. Warum wollte London den Mufti 1937 ausschalten? Warum scheiterte dieses Vorhaben und was bedeutet dieses Scheitern für die Gegenwart? Der Rückblick basiert auf bislang unveröffentlichten Dokumenten aus dem Londoner Nationalarchiv. (Beitrag lesen)

Der Sechs-Tage-Krieg kostete 700 Israelis und 20.000 Arabern das Leben. Die deutsche Berichterstattung konzentriert sich auf Israels damalige Eroberungen. Dass Jitzchak Rabin noch im Mai 1967 mit zehntausenden getöteten Israelis bei dem von Nasser angekündigten Krieg rechnete und Rabbiner die öffentlichen Parks in Israel als potentielle Massengräber segneten, wird kaum thematisiert. Damals, im Mai 1967, waren das Westjordanland und der Gaza-Streifen noch von Jordanien und Ägypten annektiert. Warum wollten Nasser und die arabischen Massen den voll entwickelten Staat Israel gleichwohl auslöschen? (Beitrag lesen)

Die Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 schuf nicht nur die Grundlage für das heutige Israel, sondern trug auch entscheidend dazu bei, dass zwischen 1933 und 1940 400.000 Jüdinnen und Juden ihr Leben durch Flucht oder Auswanderung nach Palästina retten konnten. Warum überschrieb die FAZ dennoch ihren Leitartikel zum hundertjährigen Jubiläum mit „Hundert Jahre Unfrieden“? Warum schwieg Berlin zu einem Jubiläum, das in London und Jerusalem ausgiebig gefeiert wurde? Und was hatte Außenminister Lord Balfour 1917 dazu veranlasst, sich für eine „nationale Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk“ einzusetzen? (Beitrag lesen)

Die Sowjetunion war nicht gerade bekannt für eine judenfreundliche Politik. Diesen Satz werden wohl viele als Understatement einstufen. Wenig bekannt, aber in Dokumenten festgehalten, ist der Pro-Zionismus Moskaus für die Jahre 1947-49. Schon wenige Monate später wollte man in Moskau von diesen Dokumenten nichts mehr wissen. (Beitrag lesen)

Streit um den Atomvertrag mit dem Iran

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht und das Atomabkommen mit dem Iran gekündigt. Dagegen halten die europäischen Staaten an dem Vertrag weiterhin fest, während das iranische Regime seinerseits versucht, sie mit Drohungen zu einer „Kompensation“ wirtschaftlicher Nachteile durch den amerikanischen Rückzug zu zwingen. Noch während man in Brüssel beriet, wie man auf die Boykott-Ankündigung Trumps reagieren sollte, analysierte Matthias Küntzel die politischen Möglichkeiten (Beitrag lesen). Seine Zusammenfassung über das Atomabkommen, die damit verbundenen (enttäuschten) Hoffnungen und die (fehlenden) Konsequenzen der internationalen Politik findet sich hier.

14.10.2016

»Zu jedem Unrecht sofort Nein sagen«

Zionistische Jugendarbeit, Verhaftung als angebliche Kommunistin, Deportation nach Theresienstadt, dann Auschwitz; nach dem Krieg soziales Engagement und bis heute Zeitzeugin. Die Rede ist von Trude Simonsohn, am 25. März 1921 in Olmütz (Mähren) geboren, die nun die Ehrenbürgerwürde der Stadt Frankfurt am Main erhält. Otto R. Romberg hat mir ihr gesprochen. (Interview lesen)

8. Dezember 2015

Auf dem Boden der gesellschaftlichen Grundordnung

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Abraham-Geiger-Preis erhalten, als »Garantin der Freiheit der Religionen«, die mit ihrem politischen Wirken seit vielen Jahren dafür stehe, »dass demokratische Grundwerte in unserer Gesellschaft und europaweit Schutz erfahren«. Bei der Festveranstaltung in Berlin wurde einmal mehr deutlich, dass derzeit am Thema Flüchtlinge kein Weg vorbeiführt. Gemeinsamer Nenner aller Reden waren Mahnungen zu Solidarität und Integration, wobei jedoch sowohl die eigenen Wurzeln als auch die in Deutschland verankerten gesellschaftlichen Werte geachtet werden müssten. Martin Kloke berichtet. (Beitrag lesen)

20. August 2015

Ohne Grenzen

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die Schattenseiten des Internets denken? Spam- und Phishing-Mails, Viren, Trojaner, Drive-by Downloads, das sind nur einige der Stichworte, mit denen viele auf diese Frage antworten dürften. Doch jenseits solcher krimineller Attacken auf unsere Daten (und letztlich unser Geld) finden sich im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten auch mehr oder weniger subtile Angriffe auf unser Denken, die nichtsdestotrotz an den Grundfesten unserer demokratischen Ordnung rütteln. Anton Maegerle wirft einen Blick auf eine der »tiefbraunen« Seiten des Internets und zeigt beispielhaft, wie tief dort ins Schatzkästlein alter Nazi-Ideologie gegriffen und diese jedermann frei zugänglich gemacht wird. (Beitrag lesen)

3. August 2015

Das Atomabkommen mit dem Iran

Historische Chance oder historischer Fehler? Die Meinungen über das Atomabkommen mit dem Iran vom 14. Juli diesen Jahres könnten nicht weiter auseinanderliegen. Während die europäischen Regierungen ebenso wie der amerikanische Präsident Obama die Vereinbarung für alternativlos halten und große Hoffnungen daran knüpfen, sehen andere darin nur einen Schachzug des iranischen Regimes, seine Bemühungen zur nuklearen Aufrüstung ungestört fortzusetzen. Walter Schilling hat die jahrelangen Verhandlungen verfolgt und sich das Abkommen näher angesehen. (Beitrag lesen)

Mai 2015

»Ein Wunder«

50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Ein Jubiläum, das nach der Shoah niemand für möglich gehalten hätte. Der Jahrestag steht stellvertretend für die zahlreichen Besuchs- und Austauschprogramme, Kooperationen und Partnerschaften in vielen Bereichen, die solche offiziellen Beziehungen erst mit Leben erfüllen. Ein »Wunder, was sich in den vergangenen fünfzig Jahren ereignet hat zwischen unseren beiden Ländern«, resümierte denn auch Bundespräsident Joachim Gauck die Entwicklung. Beim Staatsakt in der Berliner Philharmonie, mit dem nicht nur das halbe Jahrhundert diplomatischer Beziehungen, sondern gleichzeitig der Unabhängigkeitstag Israels gefeiert wurde, sprachen Gauck und sein israelischer Amtskollege Reuven Rivlin über Vergangenes und Gegenwärtiges, Hoffnungen und Verpflichtungen. (Rede Bundespräsident Gauck) (Rede Präsident Rivlin)

8. April 2015

Die NS-Zeit und ihr Erbe im Film – Berlinale 2015

Morgen läuft er in den Kinos an, der neue Film über Hitler-Attentäter Georg Elser. Bis heute ist Elsers Tat umstritten, und über den bekannten Namen der Verschwörer vom 20. Juli 1944 wird seiner gerne vergessen. Regisseur Oliver Hirschbiegel macht schon im Titel deutlich, welch hohen Stellenwert er dem Uhrmacher von der Schwäbischen Elb und dessen Versuch, Hitler mit einer zeitgesteuerten Bombe umzubringen, zumisst: »Elser – Ich hätte die Welt verändert« heißt sein Film. Barbara von der Lühe nutzt den Kinostart, um einen Blick zurück auf die diesjährige Berlinale zu werfen. Dort wurde nicht nur Hirschbiegels Film (außer Konkurrenz) gezeigt, sondern auch ein seit mehr als 45 Jahren verschollener Dokumentarfilm von Marcel Ophüls, der unbequeme Fragen stellt, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. (Beitrag lesen)

11. Februar 2015

Politische Feigenblätter

»Ungarn unterstützt jüdische Einrichtungen«. Bei einer solchen Meldung wundert sich der eifrige Zeitungsleser. Bisher fiel die Regierung in Budapest eher durch extrem nationalkonservative Töne auf und zog mit demokratiefeindlichen Bestimmungen heftige Kritik von europäischen Politikern auf sich. Ein Kurswechsel also? Nein, sagt Peter Stiegnitz. (Beitrag lesen)

21. Dezember 2014

Mehr als nur ein »Kind seiner Zeit«

Seit 2008 läuft die Lutherdekade, ein wahrer Jubiläumsmarathon, der in einer Kette von Veranstaltungen bis zur 500. Wiederkehr des Wittenberger Thesenanschlags 2017 die vielfältigen Ereignisse, Personen und Phänomene, die mit der Reformation verbunden sind, behandeln wird. Für 2014 lautet das Thema beispielsweise »Bild und Bibel«, und im Zentrum steht der Maler Lucas Cranach der Jüngere.

Das näherrückende Reformationsjubiläum ist natürlich ideal für Buchneuerscheinungen zu Themen und Personen dieser Zeit. Eine Reihe von Autoren hat sich kürzlich vorgenommen, Martin Luthers Leben und Werk neu zu beleuchten. Dabei darf ein umstrittener (und nach heutigem Verständnis durchaus heikler Aspekt) nicht fehlen: Luthers Haltung zum Judentum. In die neuen Darstellungen vertieft hat sich Ricarda Haase. Ihr Fazit ist ernüchternd: Ein Kind seiner Zeit mag Luther gewesen sein, aber wenn man sein Verständnis des eigenen Glaubens betrachtet, gibt es keinen Unterschied zwischen einem »judenfreundlichen« Luther zu Beginn seines Wirkens und einem »judenfeindlichen« Luther am Ende. (Beitrag lesen)

15. Dezember 2014

Streitbar und umstritten

Filmdokumentationen, Bücher, Aufsätze, Reden – die Liste der Arbeiten Ralph Giordanos ist lang. Preise und Auszeichnungen sowohl für einzelne Werke wie für sein Schaffen insgesamt hat er viele erhalten, das Große Bundesverdienstkreuz (2009) zum Beispiel, den Leo-Baeck-Preis (2003) oder den Heinz-Galinski-Preis (1990), um nur einige zu nennen. Unumstritten war der Journalist und Publizist dennoch nicht, denn mit seinem leidenschaftlichen, gar kompromisslosen Eintreten hat er immer auch polarisiert. 91-jährig ist Ralph Giordano nun in Köln gestorben. Anja Schader wirft einen Blick auf sein Leben und Wirken. (Beitrag lesen)

24. November 2014

Ein geschichtspolitisches Zeichen

Ein Historiker, der sich den Zugang zu Quellen und Archiven gerichtlich erstreiten muss. Eine Dissertation, die man »wie einen Kriminalroman« lesen kann, in dem »der Täter schon feststeht« und sich »die Spannung aus der Aufklärungs- und Verfolgungsgeschichte« ergibt. Eine Lebensgeschichte, die Befindlichkeiten in der jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Bundesrepublik entlarvt und die moralische Indifferenz von Geheimdiensten und Regierungsstellen bei ihrer Suche nach Informationen und Fachkenntnissen zeigt. Das alles und noch viel mehr hat Peter Steinbach bei seiner Lektüre von Peter Hammerschmidts Buch über Klaus Barbie gefunden. (Beitrag lesen)

10. November 2014

»Haut ab!«

»Körperverletzung« gegen »Religionsfreiheit«: Auf diese beiden Schlagworte lässt sich die öffentliche Diskussion verkürzen, die 2012 in Deutschland hohe Wellen schlug. Auslöser war ein Urteil des Kölner Landgerichts, das die Beschneidung als »einfache Körperverletzung« eingestuft hatte. Die anschließenden medialen Auseinandersetzungen von Befürwortern und Gegnern der religiösen Praxis wurden beileibe nicht immer sachlich geführt. Eine multimediale Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin nimmt sich nun des religiösen und kulturhistorischen Hintergrunds der Beschneidung an und bietet einen Einblick in die zeitgenössische Diskussion des Themas. Barbara von der Lühe hat sich die Schau mit dem sprechenden Titel »Haut ab!« angesehen. (Beitrag lesen)

23. September 2014

Die Demilitarisierung als einzige Chance

Seit gut drei Wochen, genauer seit dem 26. August, gilt für den Gazastreifen eine unbefristete Waffenruhe. Doch wird sie auch halten? Eine neue militärische Auseinandersetzung sei nur eine Frage der Zeit, glaubt Walter Schilling, denn »die Kernfrage des Konflikts« sei mit der israelischen Offensive keineswegs gelöst worden. (Beitrag lesen)

17. August 2014

Nicht mehr zeitgemäß?

»Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Nie wieder Faschismus. Millionen Tote mahnen«. So liest man auf einem Stein vor einem gelb gestrichenen Haus im oberösterreichischen Braunau am Inn. Warum der Stein dort steht? Hier in der Salzburger Vorstadt 15 wurde 1889 Adolf Hitler geboren.

Das denkmalgeschützte Gebäude befindet sich in Privatbesitz, das österreichische Innenministerium hat es gemietet. Doch seit dem Auszug einer Behindertenorganisation stehen die Räume leer. Der Weg könnte frei sein für eine seit Jahren laufende Initiative, im symbolträchtigen Geburtshaus Hitlers ein »Haus der Verantwortung« einzurichten. Immerhin hatte ursprünglich auch eine Reihe von Lokalpolitikern diese Idee unterstützt. Doch das politische Klima hat sich offenbar gewandelt. Peter Stiegnitz berichtet. (Beitrag lesen)

21. Juli 2014

Instrumentalisiert

Häuser in Schutt und Asche, völlig überfüllte Krankenhäuser, verzweifelte Menschen. Niemand bleibt unberührt von den Bildern, die uns täglich aus dem Gazastreifen erreichen. Johanna Holler hat die Reaktionen in Deutschland beobachtet und stellt dabei einen gefährlichen Trend fest: Nicht nur nutzen Rechtsextreme die Situation für Hassparolen gegen »Israhell«, beim Blick auf den dritten Gaza-Krieg sind »doppelte Standards« eher die Regel als die Ausnahme. (Beitrag lesen)

25. Juni 2014

Ein Wegbereiter

2015 feiern Deutschland und Israel ein besonderes Jubiläum: ein halbes Jahrhundert diplomatische Beziehungen. Einer freute sich besonders auf dieses Jubiläum, Asher Ben-Natan. Denn, wie Ben-Natan nicht ohne Stolz vor zwei Jahren auf einer Konferenz der Israelisch-deutschen Gesellschaft in Tel Aviv erklärte, diese offiziellen diplomatischen Beziehungen begannen mit ihm, »mit meiner Dienstzeit als Botschafter in Bonn«.

Doch er sollte das Jubiläum nicht mehr erleben. Am 17. Juni starb Asher Ben-Natan, 1965 bis 1969 erster israelischer Botschafter in Deutschland, im Alter von 93 Jahren. Susanne Urban berichtet über den Diplomaten, der »Größe, Charme und Chuzpe« vereinte. (Beitrag lesen)

26. Mai 2014

Durch die Augen eines kleinen Jungen

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Aber manchmal reicht dazu schon, dass man einmal in berühmter (oder besser: berüchtigter) Nachbarschaft gewohnt hat. Diese seltsame Erfahrung machte Edgar Feuchtwanger, Neffe des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, als er längst erwachsen und gestandener Historiker war. Denn 1929, Edgar war fünf Jahre alt, bekam seine in München lebende Familie einen neuen Nachbarn: Adolf Hitler. Ricarda Haase hat das gerade über Feuchtwangers Kindheit mit »Nachbar Hitler« erschienene Buch genauer gelesen und bietet einen Wegweiser durch diese Familien- und Zeitgeschichte – literarische Kunstgriffe, verzerrte Tatsachen und vertane Chancen inklusive. (Beitrag lesen)

20. Mai 2014

Das Ende einer Welt

2014 – 1914: Am 28 Juli sind es genau einhundert Jahre, dass mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien der Erste Weltkrieg begann. In der Armee der Donaumonarchie marschierten auch rund 300.000 Juden, die wie viele ihrer Kameraden begeistert für Kaiser und Vaterland ins Feld zogen. Das Jüdische Museum Wien zeigt in seiner neuen Ausstellung »Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg« nicht nur den Krieg selbst, sondern vor allem die enormen gesellschaftlichen Umbrüche, die er – auch und gerade für die Juden des Vielvölkerstaats – nach sich zog. Peter Stiegnitz berichtet. (Beitrag lesen)

9. Mai 2014

Polit-Sekten

Eigene Führerscheine, eigene Auto-Kennzeichen, eine eigene Währung, ein gekrönter »König von Neudeutschland«. Kein Faschings- oder Aprilscherz, sondern absoluter Ernst: Mitten in unserer Gesellschaft bringen sich Vertreter von sogenannten »Reichsbürger«-Bewegungen in Stellung gegen die Bundesrepublik, deren Legitimität sie nicht anerkennen und daraus ableiten, sich nicht an geltendes Recht halten zu müssen oder gar selbst die staatliche Autorität übernehmen zu können. Johanna Holler analysiert die »krude Melange aus rechtsextremem Gedankengut, gepaart mit wahnhafter Esoterik, Spinnerei, Verfolgungswahn und Missionierungseifer«. (Beitrag lesen)

5. Mai 2014

Beharrlich gegen Rechts

Kennen Sie noch den Ausdruck »Döner-Morde«? In den Medien wurde damit die Mordserie an insgesamt neun Männern bezeichnet, die zwischen 2000 und 2006 in verschiedenen deutschen Großstädten erschossen wurden. Die Täter suchte man lange im Umfeld der organisierten Kriminalität mit Kontakten in die Türkei – alle Opfer hatten einen Migrationshintergrund, und das reichte offenbar. Erst als im November 2011 in der Wohnung eines Hauptverdächtigen der rechtsterroristischen Organisation »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) die bei den Morden verwendete Tatwaffe gefunden wurde, änderte sich das Bild und mit ihm die Berichterstattung.

Als »verhängnisvoll« bezeichnete die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache die Wirkung des Begriffs »Döner-Morde« und kürte ihn deshalb zum Unwort des Jahres 2011. In der Pressemitteilung hieß es damals, der Ausdruck stehe prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert worden sei. Die Bezeichnung habe über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst.

Einer, der seit Jahren – auch in TRIBÜNE – mit seinen Berichten Licht auf rechte Aktivitäten und Verflechtungen wirft, ist der Journalist Anton Maegerle. Ein Sammelband macht seine Artikel nun bequem zugänglich. Peter Steinbach nutzt die Gelegenheit zu einem Blick auf die deutsche Gesellschaft und ihren unbequemen Beobachter, der auch »subtile Formen des Hineinsickerns rechten Gedankenguts in politische Strömungen und Befindlichkeiten« aufzeigt. (Beitrag lesen)

17. April 2014

Generationenkonflikte

Wer den Namen Teddy Kollek hört, denkt an Jerusalem. Fast dreißig Jahre lang war der 2007 verstorbene Kollek Bürgermeister der Stadt, nachdem er zuvor ein Kibbuz mitbegründet hatte, in der Jewish Agency um einen eigenen jüdischen Staat gerungen oder mit Nazi-Deutschland um die Freilassung von Juden verhandelt hatte. Kurz: Kollek war schon zu Lebzeiten eine Legende. Trotz zum Teil heftiger politischer Konflikte (man denke nur an die stürmische Mediendebatte 1966 um Axel Springers Spende von einer Million Dollar für die Bibliothek des Jerusalemer Israel-Museums) verkörpert er für viele die Aufbruchstimmung im jungen Staat Israel.

Doch der beinahe überlebensgroße Politiker Kollek steht auch stellvertretend für einen Konflikt, der in der modernen israelischen Gesellschaft Gräben aufgerissen hat: den Konflikt zwischen der Gründergeneration, die sich unermüdlich für die zionistische Idee von Eretz Israel einsetzt, und deren Söhnen und Enkeln, die dieser Idee eines jüdischen Großisraels mehrheitlich skeptisch gegenüberstehen. Vor dem Hintergrund der in diesem Monat erscheinenden Autobiographie von Teddys Sohn Amos Kollek verfolgt Wolf Scheller die verschlungenen Wege, wie zumindest einer aus der Nachfolgegeneration der Gründerväter (und -mütter) mit der eigenen Herkunft und dem eigenen Staat Frieden schließt. (Beitrag lesen)

15. April 2014

Ungarn hat gewählt

Viktor Orbán kann mit seiner Fidesz-Partei auch in Zukunft Ungarn nach seinem Gusto regieren. Bei den Parlamentswahlen gewann die Partei – nach aktuellem Stand der Dinge – die Zweidrittelmehrheit der Sitze im ungarischen Parlament. Das Bild des strahlenden Siegers hat jedoch gehörige dunkle Flecken. Anton Maegerle zeigt, wie der Wahlerfolg zustande gekommen ist – und er zeigt, wie im Windschatten von Fidesz die rechtextreme Jobbik-Partei zum »eigentlichen Wahlsieger« wurde. (Beitrag lesen)

25. März 2014

Die ersten Europäer

Wer waren die ersten Europäer? Abhängig davon, wem man diese Frage stellt, erhält man ganz verschiedene Antworten. Evolutionsforscher und Genetiker beispielsweise betreiben Spurensuche in der langen Entwicklungsgeschichte der Menschheit, manche Historiker reklamieren die Bezeichnung des ersten Europäers gerne – gerade zu seinem 1200. Todestag – für Karl den Großen, den ersten westeuropäischen Kaiser nach der Antike.

Einen anderen Ansatz wählt die jüngste Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems. Unter dem Titel »Die ersten Europäer. Habsburger und andere Juden – eine Welt vor 1914« verfolgt man die Lebenswelten von Juden in der Donaumonarchie ab dem späten Mittelalter. Mit ihrer Mobilität und ihren grenzüberschreitenden Beziehungen im dem Vielvölkerstaat, urteilt Peter Stiegnitz in seinem Bericht, waren die Habsburger Juden tatsächlich das »dynamische Element« der gesamteuropäischen Entwicklung. (Beitrag lesen)

10. März 2014

Filmreif

Zugegeben, »Himmler-Briefe« klingt nicht ganz so spektakulär wie »Hitler-Tagebücher«, aber erstgenannte sind wenigstens echt. Und einen medialen Coup landete die Tageszeitung »Die Welt« zweifellos mit ihrer Veröffentlichung von privaten Dokumenten aus dem Nachlass von Heinrich Himmler, »Reichsführer-SS« und einer der Hauptverantwortlichen für den Tod von Millionen Menschen während der NS-Herrschaft.

Auf der diesjährigen Berlinale hatte eine Dokumentation der israelischen Regisseurin Vanessa Lapa Weltpremiere, die sich in weiten Teilen auf Material aus dem Nachlass stützt. Barbara von der Lühe nahm dies zum Anlass, sich den Film ebenso wie dessen »medialen Zusammenhang« näher anzusehen. »Filmreif«, so lautet ihr Fazit auch zur Geschichte des Himmler-Nachlasses. (Beitrag lesen)

18. Februar 2014

Israel im Visier I (2014)

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz' Rede in der Knesset – nur eine willkommene Gelegenheit für radikale Geister, sich medienwirksam zu produzieren? Wer sich die empörten Gesten im israelischen Parlament ansieht oder die süffisanten Kommentare in Internet-Blogs liest, könnte leicht diesen Eindruck bekommen. Doch ganz so einfach liegt die Sache nicht. Anton Maegerle hat seinen für dieses Jahr ersten Blick auf Israels Bild bei Rechts wie Links denn auch mit diesem Thema eröffnet.

Und was gab es sonst noch? Unter anderem eine Ausstellung über 3.500 Jahre jüdische Geschichte, die abgesagt wurde – als mögliches Hindernis für den Friedensprozess im Nahen Osten; ein rechtsextremes Musiktreffen mit Videodreh – ausgerechnet vor einer Berliner Flüchtlingsunterkunft; Rockstars mit politischem Sendungsbewusstsein – und zweifelhaften historischen Ansichten. (Beitrag lesen)

17. Februar 2014

In Bronze gegossene Geschichtsklitterung

Geschichte für politische Zwecke in Anspruch zu nehmen, ist keineswegs neu. Aber nicht immer wird der Versuch, eine eigene Interpretation der Historie zu verbreiten, so augenfällig wie bei dem Denkmal, das anlässlich des 70. Jahrestags der deutschen Besetzung Ungarns am 19. März in Budapest enthüllt werden soll. Peter Stiegnitz zeigt die Zusammenhänge zwischen dem Monument und der politischen Agenda der Fidesz-Partei. (Beitrag lesen)

3. Februar 2014

Raubkunst und kein Ende

Die Schlagzeilen beherrschen schon wieder andere Themen, doch das Problem bleibt ungelöst: Raubkunst. Mit diesem Begriff kennzeichnet man Kunstgegenstände, die während der nationalsozialistischen Herrschaft enteignet wurden oder die NS-Verfolgte wegen der Repressalien der Behörden zum Teil weit unter ihrem Marktwert veräußern mussten. Der »Fall Gurlitt« hat einmal mehr deutlich gemacht, dass in den Sammlungen von Privatleuten wie Museen immer noch Gegenstände zu finden sind, deren Provenienz dringend geklärt werden muss. Eine Veranstaltung in Berlin nahm sich jüngst des Themas an und bot einen Einblick in die historische wie rechtliche Problematik, zeigte aber auch Möglichkeiten für eine Lösung auf. Martin Kloke war dabei. (Beitrag lesen)

20. Dezember 2013

Israel im Visier V

Die Bundesländer unternehmen einen neuen Anlauf zu einem juristischen Verbot der NPD. Dass sie in ihrem Antrag auch ausführlich antisemitische Äußerungen des NPD-Führungspersonals sowie einschlägiger Publikationen zitieren, kann nicht überraschen: Die Feindbilder Judentum und Israel haben im rechten Spektrum (und nicht nur dort) immer Konjunktur. Unter den jüngsten Ausfällen gegen »die Juden« und das »zionistische Gebilde« Israel finden sich eine »politische Biographie«, die »furchtlos« über den Zentralrat der Juden in Deutschland (»eine Nebenregierung?«) aufklärt; Artikel und Interviews über »jüdische Lobbygruppen«, »größenwahnsinnige« israelische Politiker und den »kollektiven Landraub« Israels vor 65 Jahren; ein Rundschreiben, in dem die Rede ist von »Antimenschen«, die »mit Wollust Säuglinge morden« und »unschuldige Tiere« schächten. Diese und andere Beispiele der Hetze hat wieder Anton Maegerle gesammelt. (Beitrag lesen)

10. Dezember 2013

Anwalt der Vergessenen

Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 bis 1965 war – trotz seiner unbestreitbaren Mängel – ein Meilenstein für die bundesdeutsche Justiz. Und ein Mammutprojekt: 22 Angeklagte, drei Nebenklagevertreter, vier Staatsanwälte, sechs Geschworene, drei Richter; 154 Prozesstage für die Beweisaufnahme, rund 360 Zeugen sagten aus. Wer einen authentischen Einblick in die Verhandlung gewinnen will, muss nun nicht mehr in verstaubten Archiven kramen: Mitschnitte von 318 Zeugenaussagen (darunter 181 Auschwitz-Überlebender) können auf der Seite www.auschwitz-prozess.de des Fritz-Bauer-Instituts abgerufen werden.

Die Veröffentlichung der Aufnahmen (die ursprünglich nach Prozessende vernichtet werden sollten) ist nur ein Projekt, mit dem in Frankfurt am Main zum 50. Jahrestag an den Auschwitz-Prozess erinnert wird. Festveranstaltungen wie die Feierstunde im Römer, bei der Prof. Dr. Norbert Frei den bemerkenswerten Hauptvortrag hielt, Themenvorträge renommierter Wissenschaftler, Lesungen, Podiumsdiskussionen – das Angebot ist vielfältig.

Dass es zum Auschwitz-Prozess kam, ist vor allem einem zu verdanken: Fritz Bauer (1903–1968), seit 1956 hessischer Generalstaatsanwalt. Getrieben war der Jurist vom »Willen, die deutsche Gesellschaft mit den NS-Verbrechen zu konfrontieren«. So formuliert es Paul Passauer, wenn er nachzeichnet, wie Bauer und seine Mitstreiter sich »abarbeiteten« – am Rechtspositivismus der juristischen Kollegen, den Schlussstrich-Diskussionen und Lebenslügen der »moralisch Anspruchslosen«. (Beitrag lesen)

3. Dezember 2013

Geschwister-Scholl-Preis an Otto Dov Kulka

Wenn ein gestandener Historiker ein Buch schreibt, das er selbst als »außerwissenschaftlich« bezeichnet, kann man schon mal genauer hinsehen. TRIBÜNE hat das auf dieser Seite bereits im April getan, als Susanne Urban dem Leben und Erleben, Erinnern und Reflektieren ihres früheren Mentors Otto Dov Kulka und seinem Buch »Landschaften der Metropole des Todes. Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft« nachspürte.

Den Geschwister-Scholl-Preis hat der Historiker nun für dieses Buch erhalten. Für das »außerwissenschaftliche« Buch, das kein geschlossenes Bild vermittelt, sondern ein szenisches Mosaik von Eindrücken, wie sie sich dem damals Zehnjährigen Dov Kulka im KZ Auschwitz boten. Katrin Diehl war bei der Preisverleihung dabei und erlebte einen gleichermaßen verschlossenen wie liebenswürdigen Mann. (Beitrag lesen)

2. Dezember 2013

»Alles brannte!«

Die Konkurrenz der beeindruckenden Exponate im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg ist groß für eine Sonderausstellung, die wie »Alles brannte!« vor allem auf Zeitdokumente und Informationstafeln setzt. Wer den Reiz der Schau über »Jüdisches Leben und dessen Zerstörung in den früheren preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen« (so der Untertitel) entdecken will, muss deshalb schon genau hinsehen. Und es lohnt sich, wie Thomas Glaue bei seinem Besuch der Ausstellung, die übrigens gleichzeitig in Kaliningrad – früher Königsberg – gezeigt wird, festgestellt hat. (Beitrag lesen)

29. November 2013

Raub und Ausgrenzung in bürokratischer Vollendung

In der Pogromnacht vom 9. November 1938 organisierte die Obrigkeit Gewaltaktionen gegen Juden, ihre Einrichtungen und ihren Besitz. Es war nur die Fortsetzung eines systematischen Prozesses, der die »Schädlinge« aus dem »deutschen Volkskörper entfernen« – und ganz nebenbei die Finanzen des hoch verschuldeten Regimes entlasteten sollte; schließlich durften die Kriegsvorbereitungen nicht gefährdet werden.

So handelte man schnell: Schon drei Tage, nachdem im gesamten Deutschen Reich Gebäude gebrannt und Menschen attackiert worden waren, lud Herman Göring hohe Regierungsvertreter zu einer Konferenz in sein Reichsluftfahrministerium nach Berlin. Das Arbeitsziel: »[…] die Judenfrage jetzt […] so oder so zur Erledigung [..] bringen.« 75 Jahre nach dem Treffen erinnerte Bundesfinanzminister Schäuble, der heute seinen Sitz in dem monumentalen Gebäudekomplex hat, an die kalte Effizienz der Bürokraten. Martin Kloke berichtet von der Gedenkveranstaltung. (Beitrag lesen)

5. November 2013

Von der Diskrimierung zur systematischen Verfolgung

Der 9. November ist für Deutschland ein geschichtsträchtiges Datum. Im Laufe der Jahrzehnte fielen auf diesen Tag immer wieder bedeutende Ereignisse. Und manchmal bündelt ein 9. November auch Entwicklungslinien, auf denen schon andere 9. November ihre Spuren hinterlassen haben.

Ein solcher Kulminationspunkt deutscher Geschichte jährt sich nun zum 75. Mal. »Reichskristallnacht«, »Reichspogromnacht«, »Parteipogrom«, »Novemberpogrom«, so hat man sie – mehr oder weniger angemessen – genannt, die organisierten Gewaltaktionen am 9. November 1938 gegen Juden, jüdische Einrichtungen, Geschäfte und Wohnungen im ganzen Reich. Peter Steinbach zeigt, welche herausragende Bedeutung dieser 9. November für die (nicht nur) deutsche Geschichte hat und wie die Nachkriegsgesellschaft der Bundesrepublik mit der Erinnerung an die Ereignisse umging. Denn: Auch Erinnerung hat eine Geschichte. (Beitrag lesen)

27. Oktober 2013

Neues aus Ungarn

Millionen für eine neue Holocaust-Gedenkstätte in Budapest und für bereits bestehende Gedenstätten, im Unterricht soll über die Ermordung von 600.000 Juden gesprochen werden, ein neues jüdisches Selbstbewusstsein ist im Entstehen – keine Frage, in Ungarn tut sich was. Peter Stiegnitz schreibt über neue Ansätze und alte Stereotype beim ungarischen Nachbarn. (Beitrag lesen)

21. Oktober 2013

»Aus tiefster innerer Überzeugung«

Märtyrer. Heiliger. Jenseits theoretischer Definitionen und legendenhafter Gestalten wie Martin (der seinen Mantel teilte) oder Georg (der Drachentöter) tun wir uns oft schwer mit diesen Begriffen. Keine Scheu davor, die beiden großen Worte in den Mund zu nehmen, hat Jutta Lange-Quassowski in ihrem Beitrag über Reinhold Strassmann. Der Mathematiker, dessen Namen heute allenfalls Fachkollegen kennen, gehörte zu jenen, die während der rassistischen NS-Herrschaft das selbstlose, integre Handeln höher stellten als ihr eigenes Überleben. (Beitrag lesen)

19. September 2013

Israel im Visier IV

Reaktionen auf die EU-Entscheidung, den militärischen Arm der Hisbollah auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen, der Vorwurf, in deutschen Schulbüchern werde ein einseitig negatives Bild Israels gezeichnet, die widersprüchliche Haltung rechtsextremer Kreise zu Islam und islamistischen Organisationen, Israels Gleichsetzung mit dem südafrikanischen Apartsheidsstaat durch eine Pulitzerpreisträgerin und gar ein offener Aufruf zur Vernichtung aller Juden – diesmal berichtet Johanna Holler über Diffamierungen gegen Israel und das Judentum sowie Initiativen, solchen Aussagen etwas entgegenzusetzen. (Beitrag lesen)

13. September 2013

Das Spiel mit der Angst

Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln – diese Städte stehen in der jüngsten Geschichte stellvertretend für die fremdenfeindlichen und rechtsextremen Ausschreitungen, die zu Beginn der 1990er Jahre die Bundesrepublik erschütterten. Lange her, längst überholt, könnte man meinen. Anton Maegerle sieht das anders. Gerade jetzt im Zuge des Bundestagswahlkampfs verfolgt er die erneuten Bemühungen rechter Parteien und Gruppierungen, die Ängste der Menschen zu schüren und politisch für sich zu nutzen. Wohin das schon einmal geführt hat – siehe oben. (Beitrag lesen)

TRIBÜNE auf DVD

Die digitale Gesamtausgabe der TRIBÜNE ist erschienen.

Die Box enthält auf fünf DVDs alle 204 erschienenen TRIBÜNE-Hefte, jeweils als eigene Datei im pdf-Format. Um den Zugang zu den Tausenden von Artikeln zu erleichtern, befinden sich auf jeder DVD zusätzlich die beiden Sach- und Autorenregister. So kann jeder Benutzer unabhängig davon, welche DVD eingelegt ist, bequem in den Registern suchen.

Wie die Register sind auch die Heft-Dateien im Volltext durchsuchbar und können ausgedruckt werden.

Last but not least möchten wir Sie noch auf das Vorwort hinweisen, das Dr. Dieter Graumann, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, für die digitale Gesamtausgabe geschrieben hat. Darin beleuchtet er unter anderem den Werdegang der TRIBÜNE vor dem Hintergrund der bundesrepublikanischen Geschichte (DVD 1).

Der Preis für die DVD-Box beträgt 30 Euro (zzgl. Porto: 1,45 Euro innerhalb Deutschlands, 3,45 Euro Europa, USA und Israel) und entspricht damit dem alten Preis für das Jahresabonnement der TRIBÜNE-Printausgabe.

Bestellungen nehmen wir gerne per Fax (069 / 94 33 00-23), Mail (tribuene_verlag@t-online.de) oder Post entgegen. Die Lieferung erfolgt wie immer auf Rechnung.

31. Juli 2013

Ein Brückenbauer wäre 100 geworden: Schalom Ben-Chorin

Schalom Ben-Chorin, geboren als Fritz Rosenthal in München, war vieles: Dichter, Schriftsteller, Journalist, Religionsphilosoph, jüdischer Theologe. Vor allem aber war er ein Brückenbauer, einer, der es sich »zur Lebensaufgabe gemacht hatte, etwas zusammenzubringen, was eher auf Distanz ging, sich aus der Ferne skeptisch beäugte.« Ob Christen und Juden, Deutsche und Israelis, Israelis und Palästinenser, Orthodoxe und Liberale, Schalom Ben-Chorin »ebnete den Weg zum Dialog«. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Eine Veranstaltungsreihe in München würdigte den unermüdlichen Mittler und Sohn der Stadt. Für Katrin Diehl, die Ben-Chorin selbst einmal getroffen hat, waren dabei die berührendsten Momente, wenn in kleinen Bemerkungen, Andeutungen, Zufälligkeiten Ben-Chorins Persönlichkeit den Raum durchwehte. (Beitrag lesen)

25. Juli 2013

Frühe Zeugnisse

»Schindlers Liste«, den Film von Hollywood-Regisseur Steven Spielberg über den Judenretter Oskar Schindler, kennt fast jeder. Viele kennen auch die Shoah Foundation, die im Anschluss an die Dreharbeiten von Spielberg gegründete gemeinnützige Organisation, die weltweit rund 52.000 Interviews mit Überlebenden des Holocaust führte, um die Zeugnisse nachfolgenden Generationen zugänglich zu machen.

Was über der Bekanntheit der Arbeit von Shoah Foundation oder anderer renommierter Institutionen wie Yad Vashem oft vergessen wird, ist, dass bereits kurz nach Kriegsende und sogar während des Zweiten Weltkriegs Dokumente gesammelt und Zeugnisse von Überlebenden des Nazi-Terrors aufgezeichnet wurden. In Deutschland bewahrt das Archiv des International Tracing Service (ITS) solche Unterlagen. Anneliese Rabun beleuchtet nicht nur den ITS, sondern gibt einen Überblick über die frühen Bemühungen, Schicksale für die Nachwelt festzuhalten. (Beitrag lesen)

25. Juli 2013

Israel im Visier III (2013)

Anton Maegerle hat erneut die jüngsten Ausfälle gegen Israel und das Judentum zusammengetragen. Diesmal sind es nicht nur die »üblichen Verdächtigen« wie rechtsextreme Fußball»fans« oder ebensolche Internetportale, die auf sich aufmerksam machen. Maegerle zeigt, wie in einer Tageszeitung, die schon einmal zum Leitmedium des Journalismus in Deutschland gekürt wurde, die Kombination von Illustration, Text und Bildunterschrift zu einer höchst explosiven Aussage führt -- und er zeigt, wie wenig sensibel und noch weniger kritikfähig die Redaktion darauf reagiert. (Beitrag lesen)

27. Juni 2013

Fische(n) am rechten Rand

Antisemiten mögen sie selbst nicht sein, Viktor Orbán, der ungarische Ministerpräsident, und seine »Fidesz«-Partei, aber dass in ihrem Windschatten antisemitische Äußerungen und Taten in Ungarn immer lauter und häufiger werden, kann niemand bestreiten. Jenseits wohlfeiler politischer Worte gibt Peter Stiegnitz einen ungeschminkten Situationsbericht. (Beitrag lesen)

24. Juni 2013

»Ein leuchtendes Beispiel echter Menschenliebe«

Die Enthüllung einer Gedenktafel in Frankfurt am Main. Nichts Außergewöhnliches, sollte man meinen. Doch wer kennt schon die Namen Robert Townsend Smallbones und Arthur Dowden?

Kaum jemand, leider. Denn dem damaligen britischen Generalkonsul Smallbones und seinem Stellvertreter Dowden ist es gelungen, fast 50.000 Juden vor der Deportation und Ermordung durch die Nationalsozialisten zu bewahren. Gewürdigt wurde ihr Einsatz erst jetzt durch die Ehrentafel in der Frankfurter Guiollettstraße. Hans Riebsamen war bei der Zeremonie dabei und erzählt von Empathie, einem pochenden Gewissen und einer »außergewöhnlichen Tat, die weit über dienstliche Obliegenheiten hinausging«. (Beitrag lesen)

10. Juni 2013

Ghettorenten – ein beschämendes Spiel auf Zeit

Es heißt recht sperrig »Gesetz zur Zahlbarmachung von Beschäftigungszeiten in einem Ghetto«. Seine Entstehung und seine Umsetzung waren und sind ebenso sperrig. Vor einigen Tagen erst stellte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei ihrem Besuch in Israel Handlungsbedarf fest und sagte zu, das Thema in Berlin zur Sprache zu bringen. Kommt jetzt endlich Bewegung in die Sache? Der jüngste Antrag der Oppositionsparteien, der die – wie im Gesetz eigentlich vorgesehene – rückwirkende Zahlung der Ghettorenten ab 1997 ermöglich hätte, war jedenfalls mit den Stimmen der Regierungskoalition abgelehnt worden. Angela Borgstedt nennt das einen »bitteren Rückschlag« und hat sich das jahrezehntelange Hin und Her von Gesetzen, Anträgen und Gerichtsentscheidungen näher angesehen. (Beitrag lesen)

18. Mai 2013

Auf eine positive Geschichte hinarbeiten

»Kult der Sieger«, so nennt es Raphael Gross, Leiter des Frankfurter Jüdischen Museums, des Fritz Bauer Instituts und des Leo Baeck Institute (London), wenn Juden in Schulbüchern nur als Opfer des Nationalsozialismus erscheinen. Im Gespräch mit Otto R. Romberg bedauerte der Schweizer Historiker diese verengende Perspektive, der er mit der Arbeit des Jüdischen Museums entgegenzuwirken sucht: »Unabhängig vom persönlichen Hintergrund halten wir es für wichtig, eher die Geschichte und Kultur der Juden ins Zentrum zu rücken und nicht isoliert den Fokus auf den Holocaust oder den Nahostkonflikt zu richten. Verknüpfen wir die Darstellung der Geschichte der Juden mit Vergleichen zur christlichen und zur muslimischen Geschichte, können wir parallele, vielleicht auch positive Bilder erzeugen und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, etwas über eine andere Gruppe zu lernen, die man nicht kennt.« Es sei ganz wichtig, so Gross weiter, »dass das Jüdische Museum ein Forum bietet für Menschen, die ganz unterschiedliche Positionen gegenüber Israel haben.«

Wie bringt man die Leitung dreier international renommierter Institute unter einen Hut? Welche Schwerpunkte sind in nächster Zeit für die Arbeit im Jüdischen Museum geplant? Welche Befürchtungen hat Gross für die künftige Entwicklung des gerade wieder mit zwei Auszeichnungen bedachten Fritz Bauer Instituts? Wer sich für diese und andere Fragen interessiert, kann das gesamte Interview hier lesen.

18. Mai 2013

Israel im Visier II (2013)

Legenden sind langlebig, ganz besonders diejenigen, die zur Diskriminierung und Diffamierung des Gegners genutzt werden können. So erlebte die mittelalterliche Mär, Juden würden das Blut von Christen beim Pessach-Fest verwenden, jüngst eine Wiederaufführung – ausgerechnet auf der Homepage einer »Friedensorganisation«. Anton Maegerle hat diese wie andere antijüdische und antiisraelische Ausfälle dokumentiert. (Beitrag lesen)

18. April 2013

Ein Text, der schmerzt

Otto Dov Kulka, ein Historiker und Holocaustüberlebender, der streng zwischen seiner wissenschaftlichen Arbeit und seinem Überleben trennt, der »keine Überlebensberichte las, keine Filme zu dem Thema ansah, keine Ausstellungen dazu besuchte«, denn: »Seine Bilder und seine Erfahrungen … sollten nicht mit fremden Erinnerungen und Deutungen überlagert oder gar überschrieben werden.« Jetzt hat Kulka ein Buch zu seiner »private Mythologie«, seinen »Kindheitslandschaften aus Auschwitz« veröffentlicht, und Susanne Urban, die mit ihm zusammengearbeitet hat, spürt dem Leben und Erleben, Erinnern und Reflektieren ihres früheren Mentors nach. (Beitrag lesen)

2. April 2013

Naher Osten und Judentum auf der Berlinale

Die 63. Berlinale ist vorbei, die Aufregung um Preisträger und leer Ausgegangene längst verstummt. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr waren Beiträge aus Osteuropa, aber die Bandbreite der gezeigten Arbeiten ist breiter, als die Berichterstattung manchmal erkennen lässt. Barbara von der Lühe hat sich das bunte Treiben der Filmenthusiasten in der deutschen Hauptstadt angesehen und präsentiert ihren persönlichen Schwerpunkt: Filme aus und um Israel sowie über die Shoah. (Beitrag lesen)

30. März 2013

»Alles hat seine Zeit«

Was macht eine gute Ausstellung aus? Sie verlangt dem Besucher etwas ab. Genau das tut die neue Ausstellung des Jüdischen Museums München. Unter dem Titel »Alles hat seine Zeit. Rituale gegen das Vergessen« zeigt sie rituelle Gegenstände aus dem jüdischen Leben und geht dabei immer wieder über eine »reine Informationsschau« hinaus. Genau angesehen hat sich Katrin Diehl den »Kosmos«, den die Gestalter mit ihrer Ausstellung entwerfen wollen. (Beitrag lesen)

30. März 2013

Der NS-Völkermord an den Sinti und Roma

Im »Dritten Reich« stempelte man ihnen ein »Z« in den Pass, »Z« wie »Zigeuner«, bevor man sie zu Hunderttausenden deportierte und ermordete. Doch mit der Erinnerung an diesen Teil der nationalsozialistischen Verbrechen tat man sich jahrzehntelang schwer. Peter Steinbach schreibt über die Mechanismen des NS-Völkermords an den Sinti und Roma, die »Kontinuität der Ausgrenzung« und das zähe Ringen um Anerkennung. (Beitrag lesen)

13. Februar 2013

Israel im Visier

Nicht nur in der rechten Szene gehört die Kritik an Israel quasi zum »guten Ton«. Anton Maegerle dokumentiert jüngste Äußerungen aus dem rechten wie dem linken Lager und entlarvt gleichzeitig die dabei gezeigte verzerrte und verzerrende Sicht auf den jüdischen Staat. (Beitrag lesen)

13. Januar 2013

Dietrich Bonhoeffer und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Nach der Einstellung der Druckausgabe der TRIBÜNE mit dem Dezemberheft 2012 (Näheres dazu im Editorial der Ausgabe) veröffentlichen wir wie angekündigt auf dieser Seite neue Beiträge und Interviews zu aktuellen Themen. Den Anfang macht ein Artikel zu einem Jahrestag: Vor 80 Jahren, am 30. Januar 1933, vereidigte Reichspräsident Paul von Hindenburg den Vorsitzenden der NSDAP, Adolf Hitler, als Reichskanzler und beauftragte ihn mit der Regierungsbildung. In der Rückschau war das der Sargnagel für die seit längerem dahinsiechende Weimarer Republik, auch wenn ihre demokratische Verfassung von den nationalsozialistischen Machthabern formal niemals außer Kraft gesetzt wurde. Die Maßnahmen der Regierung sprachen jedoch eine andere Sprache, die von den Zeitgenossen, die hören wollten, durchaus gehört werden konnte.

Zu den Aufmerksamen gehörte auch Dietrich Bonhoeffer. Der Theologe zählt heute zu den bekannten Gesichtern des deutschen Widerstands gegen die Nationalsozialisten. Selbstverständlich und geradlinig war sein Weg in die Opposition jedoch nicht. Peter Steinbach zeichnet diesen Weg nach und sieht den Ausgangspunkt von Bonhoeffers bewusster Entscheidung zum Gewissenskampf in »seinem eigenen, ganz persönlichen und tief menschlichen Versagen«. (Beitrag lesen)

Liebe Leserinnen und Leser,

das Symposium und die Abendveranstaltung anlässlich des Fünfzigjährigen Bestehens der TRIBÜNE waren ein voller Erfolg. An alle Redner, Referenten und Gäste noch einmal ein herzliches Dankeschön dafür, dass Sie Zeit fanden, mit uns zu feiern.

Wer die Beiträge des Symposiums nachlesen möchte, kann das in Heft 200, unserer Jubiläumsausgabe, tun. Es enthält die Dokumentation des Jubiläums mit dem Namensbeitrag von Bundespräsident Christian Wulff, allen Referaten, den Grußworten und der Ansprache von Prof. Dr. Salomon Korn. Interviews mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, dem IG Metall-Vorsitzenden Berthold Huber und der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth, sind weitere Highlights der Ausgabe.

In die Jubiläumsausgabe hineinschnuppern kann jeder Interessierte auf unserer Homepage: Hier finden sich einige Kostproben.

Gäste der Abendveranstaltung haben wir damit schon überrascht, jetzt möchten wir alle Leser der TRIBÜNE auf ein besonderes Bonbon zu unserem Jubiläum hinweisen: Das Sach- und Autorenregister der Zeitschrift wurde fortgeführt. Das Verzeichnis für die Jahre 2000 bis 2011 liegt nun als pdf-Dokument vor und kann als CD beim Verlag bestellt werden, Preis 7,50 Euro. Beide Register zusammen, das gedruckte Register für 1962 bis 1999 und die Nachfolge-CD, kosten 21,20 Euro. Die Preise verstehen sich inklusive Versand, die Lieferung erfolgt auf Rechnung.


last update 17.03.2019